Die Crux vom Planen und Loslassen
Filofax in der Handtasche, Outlook-Kalender, iCalendar und shared Kalender mit dem Partner und der besten Freundin. Ich bin dieses Jahr bereits durchgeplant. Ach so, spontan geht natürlich schon immer mal noch, aber erst nach 21 Uhr – davor bin ich zum Joggen oder Essen verabredet. Kennt ihr das? Aus den guten „alten“ Zeiten? Und jetzt als Mama?
Mit den Kindern habe ich als erstes den Filofax abgelegt – Effizienz war gefragt, daher lieber Termine schnell ins Handy getippt. Outlook hatte ein knappes Jahr Pause, seitdem nutze ich ein Handy für Privat- UND Geschäftstermine inklusive Outlook-App – noch mehr Effizienz, alles auf einen Blick. Die shared Kalender mit der besten Freundin habe ich erst mal „ignoriert“, denn wir trafen uns v.a. mal zum Spaziergang mit den Kindern oder einmal im Jahr zum Wellness-(Ausreißer-)Wochenende. Der Kalender war weiterhin gut befüllt. Der größte Unterschied war allerdings schnell spürbar: Planen – pah. Konnte man schon, aber dass Termine Bestand hatten, wurde immer rarer. Heißt nicht, dass ich das allzu schnell so akzeptieren wollte. Also habe ich weiter geplant, bis ich mich irgendwann selbst anderen Freundinnen sagen hörte: es läuft echt gut – Kids, Job, zu Hause, aber Planen, das macht irgendwie keinen großen Sinn mehr.
Planen im Job bleibt superwichtig
Ausnahmen bestätigen die Regel: im Job – und das kann ich nach jahrelanger Teamleitung wirklich unterstreichen – ist die Planung bis heute hochrelevant. Gerade im hybriden Zusammenarbeiten, mit der Geschäftsführung, aber auch unter Kollegen*innen tut es gut, Termine vorgeplant zu haben.
- A) weil sonst ein Zusammenkommen teilweise Wochen dauern kann und
- B) damit auch Pausen direkt im Kalender mit eingeplant werden (sollten).
Gleichzeitig sei eingeschoben, dass Planen vielleicht auch zeitgemäßer ist als strategische Themen statisch festzulegen. Eine flexible Roadmap mit einer soliden Grundplanung ist aus meiner Sicht das Planungstool der Zeit.
Und dann: toitoitoi – haben wir Kinder, die sehr selten krank sind. Denn der häufig bemängelte Zustand – Frau oder Mann fehle ständig, weil die Kinder krank sind – ist aus meiner Sicht auch gerne mal selbstgemacht oder ein unfaires Vorurteil – wobei ich damit nicht behaupten möchte, dass es nicht auch anfälligere Kinder gibt. In dem Fall DARF eine Umplanung im Job aber nicht mal schief angeschaut werden. Warum? Weil jeder von uns mal Kind war und sich in dem Moment nichts mehr gewünscht hätte als Mama oder Papa an seiner Seite zu haben. Gibt es einen Grund, warum das heute nicht so sein sollte? Gibt es tatsächlich EINEN wichtigen beruflichen Grund? Aus Elternsicht nicht. ????
Was ich hiermit sagen möchte:
Liebe ManagerMamas und ManagerPapas – gewöhnt Euch an den Gedanken, nur das Nötigste zu planen und grämt Euch nicht – es wird schneller wieder anders werden als wir schauen. Fast sechs Jahre vergingen meinem Gefühl nach wie nichts. In nur noch zweimal der Zeit sind die Kleinen erwachsen. Vielmehr genießt, das Held-Sein aus Kinderaugen.
Und dann gibt es da noch das Loslassen…
Loslassen von alten Gewohnheiten.
Loslassen von den Kindern ebenso wie im Team.
Loslassen von persönlichen Idealvorstellungen.
...
Bei der Mama gelten ihre Regeln, beim Papa seine
Als ich merkte, dass meinem Körper in der Schwangerschaft das Joggen nicht mehr bekam, ging für mich eine Welt unter. Als die Jungs zehn Monate alt waren bin ich wieder Halbmarathon gelaufen, weil wir uns so organisiert haben, dass jeder seine Sportslots wieder bekam.
Als ich nach einem knappen Jahr Elternzeit wieder zu arbeiten begann, unterstütze uns eine wundervolle Kinderfrau – kurze Übergabe und aus dem Blickfeld. So war unsere Abmachung, denn alles andere hätte es den Kids unnötig schwer gemacht und hätte den Sinn der Kinderfrau ja auch nur teilerfüllt. Sie spiegelt mir bis heute, dass ich damit eher die Ausnahme wäre, die wirklich „abtaucht“, wenn sie da ist. Von mir hatte sie uneingeschränktes Vertrauen und v.a. konnte ich mich so auch ganz auf meine Aufgaben in der Zeit konzentrieren – win-win. Was soll passieren?
Me-Time heißt auch Loslassen
Ähnlich ist das mit dem gegenseitigen Unterstützen, wenn es einen Vater oder Partner im Bunde gibt. Wir haben früh gegenseitig übernommen, wenn einer von uns Termine hatte oder mal allein ausging. Meine Vorstellungen davon, was die Kinder dürfen, wann sie ins Bett sollen, welche Routinen Pflichtprogramm sind, waren eindeutig. Sie galten. Naja, sie wurden schnell ausgehebelt, wie ich beim Heimkommen feststellte. Anfangs rauchte hier die Luft regelmäßig. Bis ich für mich entschied – beim Papa gelten andere Regeln als bei mir – das müssen auch die Kids lernen. Heißt nicht, dass es mir immer leichtfällt, aber: wenn ich meine Freiheiten will, die Unterstützung, die ich bekomme, dann ist das so. Ich kenne ein Dutzend Freundinnen, die nicht loslassen von ihren Idealen – muss jeder für sich entscheiden. Ich kann nur sagen, dass es ziemlich befreiend wirken kann.
Freiheit fördert die Produktivität
Beruflich verhält sich das mit dem Loslassen ähnlich.
Altes loszulassen ist bisweilen nicht leicht, aber essentiell, um den Weg nach vorne zu beschreiten. Aus Vergangenem Lernen, es schätzen und dennoch neugierig und mutig Neues zu wagen - so sehe ich Zukunft gestalten.
Außerdem fällt es manch Führungskraft bewusst oder unbewusst ebenso schwer, die Team-Mitglieder "loszulassen". Ausreichend Freiheiten geben, Vertrauen schenken und damit die Produktivität steigern - so sollte die Devise heutzutage lauten. Manchmal hilft es, sich selbst Feedback geben zu lassen - aus dem Team oder von Kollegen*innen - um erst einmal festzustellen wo man aktuell steht, wie gut man schon ist im loslassen.
Der Effekt ist großartig: häufig wächst die Motivation, Kreativität und Mitarbeiterbindung schnell an. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich hier nicht so wohl fühlen, da heißt es dann gemeinsam gehen, eben führen.
Und weil ich mich in dem Zuge mal wieder gefragt habe, wie das aktuell mit der Aufteilung von Elternzeit zwischen Mann und Frau so aussieht – hier die eiskalte Wahrheit aus dem Jahr 2019. Es hat sich nicht viel getan in deutschen Landen und das obwohl VIELE Frauen ihren Job genauso oder mehr als Männer lieben und ich einige Fälle kenne, wo SIE sich sehr freut, dass er mindestens ein halbes Jahr Elternzeit übernimmt – warum auch nicht?
Die Elternzeitquote steigt mit einem Männeranteil von 2 Prozent
Quelle: Personen in Elternzeit - Statistisches Bundesamt (destatis.de)
Im Jahr 2019 waren fast ein Viertel aller Mütter, deren jüngstes Kind unter sechs Jahren ist, in Elternzeit. Unter den Vätern traf dies nur auf 1,6 Prozent zu.
Die Elternzeitquote sinkt mit zunehmendem Alter der Mutter. Während in der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen der Anteil der Mütter in Elternzeit bei gut 36,0 Prozent lag, belief sich dieser bei den 30- bis 39-Jährigen nur noch auf 25,2 Prozent. Unter den 40- bis 49-jährigen Müttern betrug dieser Anteil lediglich noch 11,0 Prozent. Bei Vätern lassen sich keine bedeutsamen Altersunterschiede erkennen.
Anteil der Eltern in Elternzeit an allen erwerbstätigen Eltern 2019 in % | |||
Eltern mit Kind | Insgesamt | Männer | Frauen |
Quelle: Ergebnis des Mikrozensus. | |||
Jüngstes Kind unter 3 Jahren | 20,9 | 2,6 | 42,2 |
Jüngstes Kind unter 6 Jahren | 12,6 | 1,6 | 24,5 |
Bei den Vätern zeigt sich der Anstieg der Elternzeitquote deutlicher, wenn auch auf einem deutlich geringeren Niveau. Der Anteil der Väter in Elternzeit war im Jahr 2019 mit 1,6 Prozent knapp 2-mal so hoch als im Jahr 2009 (0,9 Prozent).
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