05.01.2022

Familie und Karriere im Einklang fordert Mut und Flexibilität

 
1. Du bist liebevolle Mama von zwei Kindern und erfolgreiche Businessfrau, Co-Founderin und Geschäftsführerin von Mama Meeting, smart worq und Vereinbarkeit NOW.

Ja, genau. Mit allen drei Marken arbeiten meine Mitgründerin- und Geschäftsführerin Juliane Schreiber und ich auf unterschiedlichen Ebenen an unserem Herzensthema: der gelingenden Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf.

Gestartet ist alles mit Mama Meeting, einer Weiterbildungsreihe für Frauen in Elternzeit und back to job. Damit sind wir im Jahr 2018 an den Start gegangen sind. Aus der Marke Mama Meeting ist in kurzer Zeit der Mama Meeting Business Club entstanden. Das ist ein Netzwerk das Frauen, die Mütter sind, smart, selbstbewusst und sichtbar macht.

Smart Worq war dann, 2 Jahre später, die sinnvolle Ergänzung, um Vereinbarkeit auch in die Wirtschaft zu tragen. Hierfür haben wir in Kooperation mit der IHK Köln den Zertifikatslehrgang Vereinbarkeits Manager*in (IHK) konzipiert. Mit zertifizierten Vereinbarkeits Manager*innen (IHK) schaffen wir Schnittstellen in Unternehmen, die sich den Herausforderungen auf Seiten der Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen annehmen und Vereinbarkeitmaßnahmen im Unternehmen initiieren und begleiten.

Ab 2022 begleiten wir Im Rahmen des Jahresprogramms von Vereinbarkeit-Now die Implementierung von Tools, Methoden und Prozessen durch Vereinbarkeits Manager*innen (IHK) im Unternehmen. Dabei  haben wir immer den nachhaltigen Erfolg der passenden Vereinbarkeitsmaßnahmen im Fokus.

2. Wie bringst Du Familie und Karriere in Einklang?

Mein Mann und ich sind beide berufstätig und agieren als Team wenn es um die Familienorganisation geht. Wir stehen im offenen Dialog und haben einen Alltag, der es vorsieht, dass unsere beiden Kinder bis frühen Nachmittag im Kindergarten betreut sind. Die Nachmittage gestalten wir wochenweise flexibel, je nach Terminen und Workload. So haben wir Zeitfenster für Arbeits- und Familienzeit aber auch Paar- und Me-Time.

Im Alltag läuft es aber natürlich nicht immer alles nach Plan. Wir sind beide flexibel, wenn es um spontane Änderungen geht. Mal nimmt das Privatleben und in anderen Zeiten bei einem oder beiden von uns, wiederum die Arbeit mehr Raum ein.

"Den Song meines Lebens höre ich immer wieder gerne an"

Und das denke ich macht den “Einklang” auch aus. In Mama Meeting Vorträgen nutzen wir hier gerne das Bild eines Orchesters. Mal spielt die Trompete lauter, mal die Harfe und dann bekommt die Geige ihr Solo. Bei der gelingenden Vereinbarkeit entsteht aus vielen verschiedenen Komponenten am Ende quasi der Song meines Lebens, den ich mir immer wieder gerne anhöre.

3. Welche Themen rund um Managerinnen sollten aus Deiner Sicht besonders stark weiterentwickelt und vorangetrieben werden?

Durch unsere Arbeit habe ich besonders die Mütter/ Eltern im Blick.
Als zentralen Punkt sehe ich hier die gleichberechtigte Elternschaft. Denn da steckt privat und wirtschaftlich viel drin.

Nehmen wir beispielsweise die Elternzeit.

Mit einer Elternzeit, die gleichberechtigt auf beide Partner*innen aufgeteilt wird gehen beide z.B. jeweils 6 Monate in Elternzeit. Das 50/50 sieht vor, dass nur der Höchstsatz des Elterngeldes gezahlt wird, wenn beide Elternteile gleichberechtigt in Elternzeit gehen. Die Elternzeitmonate sind nicht übertragbar und geben damit quasi “neue Normal” vor. In diesem Zuge sollte auch über die Aufstockung des Elterngelds auf 100% des vorherigen Gehalts nachgedacht werden.

Im Privaten und Gesellschaftlichen würde das bedeuten: beide Elternteile übernehmen für einen Zeitraum die Familien- und Care Arbeit und können Aufgaben künftig fair verteilen. Die tradierten Rollenbilder von Frau und Mann haben dann ausgedient.

In der Wirtschaft hätte es gleich mehrere Effekte:

Für Unternehmen bedeutet das einen zeitlich gut zu kalkulierenden Ausfall der Arbeitskraft weil die durchschnittliche Elternzeit pro Person geringer ausfällt.

Außerdem schließt sich der “Gender-Einstellungs-Gap ab 30 Jahren”, da es für Unternehmen keinen Unterschied mehr macht ob sie eine Frau oder einen Mann mit bevorstehender Familienplanung einstellen. Beide werden, für das Unternehmen fest planbar, in Elternzeit gehen. Hier liegen nicht nur die finanziellen Vorteile auf der Hand.

Dieses Modell würde auch auf das Thema Fachkräftemangel einzahlen und automatisch mehr Frauen in Führungspositionen bringen.

"Der größte Feind der Vereinbarkeit ist der Satz: 'das haben wir schon immer so gemacht.'”

6. Was fehlt vielen Unternehmen heutzutage noch, um Mamas in Führungsrollen zu etablieren? Ich spreche hier explizit von keiner Quote!

Im Kern ist sind es gedankliche Flexibilität und Mut zu Neuem.

Als LinkedIn Changemakerinnen haben wir es in diesem Jahr häufiger gesagt: der größte Feind der Vereinbarkeit ist der Satz: “das haben wir schon immer so gemacht.”

"Eine 4-Tage-Woche ist das Neue Normal"

Um Frauen/ Mütter in Führungsrollen zu etablieren, müssen wir weg von klassischen Rollenbildern. Wir müssen stattdessen hinschauen was Menschen wollen und wie sie sich die Arbeitswelt der Zukunft vorstellen. Die Trendstudie Zukunft Vereinbarkeit hat herausgefunden, dass eine  4-Tage-Woche statt Vollzeit als das “neue Normal” gewünscht ist. Sowohl die befragten Männer (38 Prozent) als auch die befragten Frauen (41 Prozent) sind der Meinung, dass eine wöchentliche Arbeitszeit zwischen 32 und 40 Stunden für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ideal sei. 34 Prozent der Frauen und 30 Prozent der Männer halten dabei sogar 24 bis 32 Stunden für sinnvoll. Wenn für Frauen die Hürde “Teilzeit als Karrierekiller” wegfällt und Familie als Part des Lebens auch in der Wirtschaft angekommen ist, haben wir schon sehr viel gewonnen.

7. Wie sorgst Du für Balance und möglichst hohe Lebensqualität in Deinem Leben?

Es gibt einige Dinge, die mir einfach gut tun:

das ist der regelmäßige Blick über den Tellerrand: einmal durchs Reisen, aber auch durch die Kommunikation und den Austausch mit anderen Menschen.

Reisen versuche ich, wenn die Situation es erlaubt, so viel wie möglich für mich und meine Familie in unser Leben einzubauen. Gutes Essen, Sonne und andere Kulturen erleben finde ich wahnsinnig bereichernd und für alle Lebensbereiche inspirierend. Networking ist fester Bestandteil meiner Arbeit und macht mir einfach sehr viel Freude, stärkt und motiviert mich regelmäßig bestehendes zu hinterfragen und neue Wege einzuschlagen.

Dabei fällt mir gerade ein: als wir uns digital kennengelernt haben war ich gerade in der Lounge im Neptunbad. Auch ein Element, dass ich in meinen Alltag eingebaut habe. Wellness, Sport und Me Time im schönen Ambiente. Ja, und da nehme ich auch gerne mal meinen Laptop zum arbeiten mit hin. Denn nach ein paar Stunden Abschalten kann ich dort auch sehr gut Dinge abarbeiten und komme zufrieden nach Hause.

8. Was glaubst Du könnten Deine Kinder Dir gerne einmal nachmachen wollen, wenn sie an ihre Mama als Managerin denken?  Was möchtest Du für Deine Kinder / für deren Zukunft bewegen

Für meine Kinder wünsche ich mir, dass sie unabhängig von ihrem Geschlecht den beruflichen Weg gehen können, den sie frei für sich wählen. Ich wünsche Ihnen, dass sie ihre Passion finden und für/ oder an etwas arbeiten dass sie erfüllt. Ich lebe meinen Kindern außerdem jeden Tag vor, dass mir meine Arbeit wichtig ist und sie Spaß macht.

Wir machen in unserer Familie keinerlei Geschlechtsunterschiede in der Arbeit. Weder bei der Care-Arbeit noch bei der Erwerbsarbeit. Ich wünsche mir sehr, dass meine Kinder an unserem Beispiel sehen, dass Elternsein nicht die Liebe zum Job ausschließt, sondern dass die Kombination aus beidem uns als Menschen im Idealfall sogar noch stärkt. Durch meine gesunde und glückliche Familie bin ich eine sehr belastbare und produktive Arbeitskraft, die ihre eigene, aber auch die Zukunft der Arbeit täglich aktiv mitgestaltet. Ich würde mir wünschen, dass meine Tochter und mein Sohn das für sich so mitnehmen und in der Zukunft selbstverständlich in ihren Familien und ihrer Arbeit leben (können).


Bild v. li. Sarah Drücker und Juliane Schreiber

 

Nützliche Links

Mama Meeting: https://mamameeting.de/

Smart worq I Lehrgang: https://smartworq.de/

Vereinbarkeit Now: https://vereinbarkeit-now.de/

LinkedIn Changemaker: https://blog.linkedin.com/changemakers-germany 

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