Die Macht des Vorbilds
Jeder von uns hat sie: Vorbilder in Beruf, Sport oder Privatleben. Eins, mehrere, bewusst oder unbewusst. Dabei sind Vorbilder oftmals nicht aus unserem direkten Bekanntenkreis, gleichwohl hat sie fast jeder auch im direkten Umfeld - die eigenen Führungskräfte. Wie bewusst sich Führungskräfte dieser Rolle sind, ist eine spannende Frage. Denn hier verbirgt sich extrem viel Potenzial. Potenzial, das man nutzen, das aber auch hochgefährlich werden kann.
Wie ich einst krank wurde und beinahe gekündigt hätte und ein anderes Mal vor Energie und Inspiration explodierte, verrate ich Euch hier - aus der Sicht als Führungskraft sowie aus Mitarbeiterperspektive.
Stay close to people who feel like sunshine
Hochmotiviert wurde ich einmal Teil eines internationalen Kommunikationsteams. Nach zwei Jahren fand ein Vorgesetztenwechsel statt. Wenige Wochen später wusste ich vor Rückenschmerzen nicht mehr ein noch aus. Das lag nicht an weniger Sport oder höherem Arbeitspensum, doch meine Motivation sank zunehmend. Eine für mich zunächst nicht greifbare Distanz, Dauerkritik bis hin zu Ignoranz durch meinen Vorgesetzten machten sich breit. Erst nach Monaten physiotherapeutischer Behandlung verstand ich, dass meine physischen Beschwerden psychisch bedingt waren. Darin bestand ein unmittelbarer Zusammenhang mit der neuen Führungsart /-kraft. Als ich nach einem knappen Jahr fast auf dem Sprung war, wechselte nochmals die Abteilungsleitung. Und – zack – ging es mir schnell wieder sehr gut – physisch und psychisch.
Wie es anders laufen kann, erlebte ich in den letzten Jahren. Maximales Vertrauen, große Gestaltungsfreiheit, Spaß, Wertschätzung und spannende Aufgaben säumten meinen Weg bei BACHMANN – und motivieren mich nach wie vor. Ich wuchs und wachse immer wieder über mich hinaus. Ich handelte und handel mutig. Ich war und bin sehr glücklich. Damit war und ist der Erfolg nicht mehr aufzuhalten. Die Grundlage hierfür hat eine sehr gute Führungskraft geschaffen, die für mich definitiv ein großes Vorbild war und ist. Ich habe mir einiges abgeschaut und in meinem Team umgesetzt, was ich als große Bereicherung empfinde.
Seitnotiz – seit ich Mama bin, habe ich mir bis heute keine Sonderregelungen herausgenommen. Allerdings habe ich so viel Flexibilität und Vertrauen bekommen wie nötig. Zum Beispiel konnte ich im Lockdown viel abends arbeiten. Das hat mich motiviert, meine Rolle weiter voll auszufüllen – eben als ManagerMama
Damit lasst uns einen genaueren Blick auf Vorbilder werfen.
Vorbild ist nicht gleich Vorbild
Vorbilder stehen für Eigenschaften oder Qualitäten, Glaubenssätze oder Erfolge. Dadurch stechen sie besonders aus der breiten Masse hervor, was wir wiederum nachahmen oder womit wir uns identifizieren. In diesem Sinne können und sollten Führungskräfte auch Vorbilder sein. In jedem Fall haben Führungskräfte eine Vorbild-Funktion oder eine besondere Wirkung auf ihre Teams.
Wir unterscheiden drei Kategorien:
- die echten Vorbilder (inklusive teilweise Vorbilder oder schlechte Vorbilder)
- Führungskräfte mit Vorbildfunktion
- Führungskräfte mit besonderer Wirkung
1. Echte Vorbilder
Darunter verstehe ich v.a. Menschen, die sich durch ihre herausragenden Kenntnisse, Eigenschaften oder Ergebnisse von der breiten Masse abheben. Ihr Werte-Set, ihr Handeln oder ihre bemerkenswerte Persönlichkeit machen sie zu Vorbildern. Oftmals finden wir diese echten Vorbilder nicht im direkten Netzwerk. Doch durch ihre Bekanntheit eifern wir ihnen (mal mehr, mal weniger) nach. Für mich z.B. Verena Pausder, Entrepreneur, oder Barack Obama, ehemaliger Präsident der USA.
2. Führungskräfte mit Vorbildfunktion
Jede Führungskraft hat durch ihre Rolle eine Vorbild-Funktion. Sie leitet ein Team oder Themenfeld, steht diesem also voran und hat somit eine besondere Verantwortung. Diese Verantwortung beinhaltet, dass sie dem Team oder in dem Themengebiet Orientierung und Motivation vermittelt. Sie lebt ein bestimmtes Verhalten im Sinne eines Vorbilds vor. Für mich z.B. Peter Bachmann, CEO BACHMANN Group, oder Werner Schuster, ehemaliger Trainer der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft.
3. Führungskräfte mit besonderer Wirkung
Dann gibt es Führungskräfte, deren größte Stärke vielleicht nicht in der Vorbild-Funktion liegt. Dafür erzielen durch eine besonders stark ausgeprägte Eigenschaft eine besondere Wirkung. Zum Beispiel sorgt eine hochanalytische oder extrem begeisterungsfähige Person unterbewusst in ihrem Team für einen meist positiven Abstrahleffekt - zumindest dann, wenn sie die Team-Mitglieder gut kennt und keine Gegenreaktion bewirkt. Für mich z.B. Prof. Dr. Christian Drosten, Institutsdirekto der Charité Berlin oder Jürgen Klopp, ehemaliger BVB-Trainer.
Hochgefährliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis
Alle drei beschriebenen Typen unterstützen uns, um selbst motiviert, engagiert und zielorientiert unsere Aufgaben anzugehen. Wenn ich mir beispielsweise bewusst Zeit nehme für Kollegen*innen, spüren diese das und fühlen sich respektiert. Wenn ich Zahlen exzellent vorbereite, schaffe ich damit eine solide Diskussionsgrundlage, wodurch schneller eine fundierte Entscheidung getroffen werden kann. Wenn mir mein Vorgesetzter Vertrauen und Freiraum schenkt, kann ich mich besser entfalten, kreativer und produktiver arbeiten – bisweilen bin ich glücklicher, sprich in der Regel erfolgreicher.
Gefährlich wird das Thema jedoch, wenn man seine Vorbild-Rolle nicht authentisch vorlebt, auch wenn man es vielleicht gerne möchte.
Dafür kann es verschiedene Gründe geben:
- das Vorgelebte passt nicht zur eigenen Person, kommt also beim Empfänger nicht authentisch an
- aus bestimmten Gründen lasse ich meinen Worten keine Taten folgen und bleibe somit unwirksam, werde vielleicht sogar unglaubwürdig
- ich handle gegen meine Vorgaben und Leitplanken, wodurch ich das Gegenteil meiner Ziele provoziere und damit zum schlechten Vorbild mutiere
Ich habe alle Varianten schon erlebt. Daher weiß ich, wie destruktiv Gutgemeintes enden kann, wenn ich es eben nicht ernst meine, nicht mich immer wieder selbst reflektiere, mir kein Feedback einhole oder meine Richtung überprüfe.
Genauso gut kenne ich die Seite, wenn „walk the talk“ (übrigens spannend „talk the walk“ dabei nicht zu vergessen) gelebt wird und dadurch kontinuierlich die Motivation in einem Team wächst oder hoch bleibt. So entsteht Inspiration und erfolgreiches Miteinander dank gelebter Authentizität.
Dabei gibt es streng genommen gar keinen Grund, sich zu verstellen in der eigenen Führungsrolle. Es könnte vielleicht sein, dass man nicht zum Unternehmen, der Kultur oder Rolle passt, dann ja. Doch authentisch zu sein, heißt nicht alles, was im Privaten zu mir gehört, preis zu geben. Wer dafür offen ist, kann natürlich bewusst Berufs- und Privatleben mischen, schadet auch nicht. Doch für alle anderen ist das authentische Führen nach den eigenen Werten im Einklang mit den Unternehmenswerten das beste Rezept für eine erfolgreiche und vorbildliche Führungskraft.
Authentizität im Detail ist dann bei Gelegenheit nochmal einmal ein eigenes Thema für sich.
Mein Fazit:
Sei Dir Deiner eigenen Wirkung bewusst – vor allem als Führungskraft. Die Macht des Vorbilds wird zu oft unterschätzt – in beide Richtungen, positiv wie negativ.
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